I ratti

Im Hof scheint weiß der herbstliche Mond.

Vom Dachrand fallen phantastische Schatten.

Ein Schweigen in leeren Fenstern wohnt;

Da tauchen leise herauf die Ratten. 

Und huschen pfeifend hier und dort

Und ein gräulicher Dunsthauch wittert

Ihnen nach aus dem Abort,

Den geisterhaft der Mondschein durchzittert. 

Und sie keifen vor Gier wie toll

Und erfüllen Haus und Scheunen,

Die von Korn und Früchten voll.

Eisige Winde im Dunkel greinen.

§

Luna d’autunno splende nella corte.
Fantastiche ombre cadon dalla gronda.
Finestre vuote accolgono il silenzio;
escono adesso i ratti piano piano,

scivolan sibilando qua e là,
inseguiti da esalazioni orrende
che spirano dal cesso su cui trema
lo spettrale chiarore della luna

e si azzuffano folli d’ingordigia,
popolano la casa ed i granai
colmi di frutta, colmi di frumento.
Gelidi venti berciano nel buio.

GEORG TRAKL

Published in: on Maggio 8, 2021 at 07:44  Lascia un commento  

Infanzia

KINDHEIT

Voll Früchten der Hollunder; ruhig wohnte die Kindheit
In blauer Höhle. Über vergangenen Pfad,
Wo nun bräunlich das wilde Gras saust,
Sinnt das stille Geäst; das Rauschen des Laubs

Ein gleiches, wenn das blaue Wasser im Felsen tönt.
Sanft ist der Amsel Klage. Ein Hirt
Folgt sprachlos der Sonne, die vom herbstlichen Hügel rollt.

Ein blauer Augenblick ist nur mehr Seele.
Am Waldsaum zeigt sich ein scheues Wild und friedlich
Ruhn im Grund die alten Glocken und finsteren Weiler.

Frömmer kennst du den Sinn der dunklen Jahre,
Kühle und Herbst in einsamen Zimmern;
Und in heiliger Bläue läuten leuchtende Schritte fort.

Leise klirrt ein offenes Fenster; zu Tränen
Rührt der Anblick des verfallenen Friedhofs am Hügel,
Erinnerung an erzählte Legenden; doch manchmal erhellt sich die Seele,
Wenn sie frohe Menschen denkt, dunkelgoldene Frühlingstage.

§

Folto di frutti il sambuco; quieta abitava l’infanzia
Nell’azzurra grotta. L’antico sentiero
Dove sibila ora bruna gramigna
Ripensano i taciti rami; frusciare di foglie

Come acqua azzurra che tra le rocce suona.
Dolce è il pianto del merlo. Un pastore
Segue muto il sole che rotola dal colle autunnale.

Un attimo azzurro non è piú che anima.
Lungo il bosco si mostra schivo un animale e placide
Riposano a valle le vecchie campane e i casolari spenti.

Con piú devozione intendi il senso degli anni oscuri,
Frescura e autunno nelle stanze vuote;
E nel sacro azzurro l’eco di passi lucenti.

Piano stride una finestra aperta; a lacrime
Muove la vista del vecchio cimitero sopra il colle,
Memoria di narrate leggende; pure talvolta l’anima si rischiara
Se pensa umana gaiezza, giorni di primavera scurodorati.

GEORG TRAKL

Published in: on novembre 5, 2018 at 07:23  Lascia un commento  

Grodek

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.

§

D’armi mortali risuonano a sera
i boschi autunnali, i laghi azzurri,
le dorate pianure ove più fosco
rotola il sole: la notte avvolge
morenti guerrieri ed il lamento selvaggio
delle bocche spezzate.
Quieta nel folto dei salici s’aduna
una nuvola rossa: un dio adirato l’abita
Sparso nel fresco lunare il sangue,
tutte le strade riverse in nera putredine.
Sotto i notturni rami dorati dalle stelle ondeggia
l’ombra della sorella per il bosco silente,
saluta gli spiriti eroi, le teste di sangue;
e piano fra canne cupi risuonano i flauti d’autunno.
O più superbo lutto! I tuoi altari di bronzo.
Una rovente fiamma di spirito nutre oggi un dolore possente.
I nipoti non nati.

GEORG TRAKL

Published in: on ottobre 8, 2017 at 06:55  Comments (2)  

Conciliazione

VERSÖHNUNG

Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen…
Wir wollen wachen die Nacht,

In den Sprachen beten
Die wie Harfen eingeschnitten sind.

Wir wollen uns versöhnen die Nacht –
So viel Gott strömt über.

Kinder sind unsere Herzen,
Die möchten ruhen müdesüß.

Und unsere Lippen wollen sich küssen,
Was zagst du?

Grenzt nicht mein Herz an deins –
Immer färbt dein Blut meine Wangen rot.

Wir wollen uns versöhnen die Nacht,
Wenn wir uns herzen, sterben wir nicht.

Es wird ein großer Stern in meinen Schoß fallen.

§

Cadrà una grande stella nel mio grembo…
Vogliamo vegliare la notte,

Pregare nelle lingue
intagliate come arpe.

Vogliamo conciliarci la notte,
tanto trabocca Dio.

Son bimbi i cuori nostri,
che vorrebbero dolci di stanchezza posare.

E vogliono baciarsi
le nostre labbra – di che cosa temi?

non confina il mio cuore
col tuo – sempre il tuo sangue mi colora
le guance in rosso

Vogliamo conciliarci la notte,
se ci abbracciamo non moriamo.

Cadrà una grande stella nel mio grembo.

GEORG TRAKL

Published in: on aprile 17, 2017 at 06:59  Comments (1)  

Erano lontanissimi i suoi occhi

Seine Augen standen ganz fern.
Er war als Knabe einmal schon im Himmel.

Darum kamen seine Worte hervor
Auf blauen und weißen Wolken.

Wir stritten über Religion,
Aber immer wie zwei Spielgefährten,

Und bereiteten Gott von Mund zu Mund.
Im Anfang war das Wort.

Des Dichters Herz, eine feste Burg,
Seine Gedichte: Singende Thesen.

Er war wohl Martin Luther.

Seine dreifaltige Seele trug er in der Hand,
Als er in den heiligen Krieg zog.

– Dann wußte ich, er war gestorben –

Sein Schatten weilte unbegreiflich
Auf dem Abend meines Zimmers.

§

Erano lontanissimi i suoi occhi.
Da fanciullo già fu una volta in cielo.

Uscivano perciò le sue parole
da nubi azzurre e bianche.

Bisticciavamo
di religione, sempre però come
due compagni di giochi.

Da bocca a bocca creavamo Dio
In principio era il verbo.

Una fortezza il cuore del poeta,
tesi cantanti le sue poesie.

Forse
era Martin Lutero.

L’anima triplice portava in mano,
quando partì per la guerra santa.

– Poi seppi che era morto –

La sua ombra indugiava incomprensibile
sulla sera della mia stanza.

GEORG TRAKL

Published in: on gennaio 12, 2016 at 07:21  Lascia un commento  

Declino dell’estate

SOMMERSNEIGE

Der grüne Sommer ist so leise
Geworden, dein kristallenes Antlitz.
Am Abendweiher starben die Blumen,
Ein erschrockener Amselruf.

Vergebliche Hoffnung des Lebens.
Schon rüstet Zur Reise sich die Schwalbe im Haus
Und die Sonne versinkt am Hügel;
Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.

Stille der Dörfer; es tönen rings
Die verlassenen Wälder. Herz,
Neige dich nun liebender
Über die ruhige Schläferin.

Der grüne Sommer ist so leise
Geworden und es läutet der Schritt
Des Fremdlings durch die silberne Nacht
Gedichte ein blaues Wild seines Pfads,
Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre! 

§

L’estate verde è divenuta
tanto sommessa, il tuo volto cristallino.
Sullo stagno serale sono morti i fiori
un grido di merlo spaurito.

Speranza vana della vita. Già s’appresta
al viaggio la rondine nella casa,
e il sole sprofonda lungo il colle;

già la notte accenna al viaggio delle stelle.

Pace dei villaggi; risuonano intorno
le foreste abbandonate. Cuore,
piegati ora più teneramente

sulla tranquilla dormiente.

L’estate verde è divenuta
tanto sommessa, e risuona il passo
dello straniero per la notte d’argento.
Oh, se ricordi una fiera azzurra il suo sentiero,
l’armonia degli anni spirituali!

GEORG TRAKL

Published in: on marzo 4, 2015 at 07:03  Comments (4)  

Canzone del rosario

ROSENKRANZLIEDER

an die Schwester

Wo du gehst wird Herbst und Abend,
Blaues Wild, das unter Bäumen tönt,
Einsamer Weiher am Abend.

Leise der Flug der Vögel tönt,
Die Schwermut uber deinen Augenbogen.
Dein schmales Lacheln tönt.

Gott hat deine Lider verbogen.
Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,
Deinen Stirnenbogen.

§

alla sorella

Dove tu vai è autunno e sera
azzurra fiera che sotto alberi echeggia,
solitario lago a sera.

Lieve il volo degli uccelli echeggia,
la tristizia sopra l’arco delle tue ciglia,
il tuo sottile sorriso echeggia.

Un dio ha piegato le tue palpebre.
Astri, fanciullo del dolore, cercano
a notte il portale della tua fronte.

GEORG TRAKL

Published in: on novembre 13, 2014 at 06:36  Comments (2)  

Melanconia

MELANCHOLIE

Bläuliche Schatten. O ihr dunklen Augen,
Die lang mich anschaun in Vorübergleiten.
Guitarrenklänge sanft den Herbst begleiten
Im Garten, aufgelöst in braunen Laugen.
Des Todes ernste Düsternis bereiten
Nymphische Hände, an roten Brüsten saugen
Verfallne Lippen und in schwarzen Laugen
Des Sonnenjünglings feuchte Locken gleiten.

§

Ombre azzurrine. Oh, voi occhi scuri,
che lungamente mi guardano passando.
Miti suoni di chitarra accompagnano l’autunno
nel giardino, sciolto in bruno ranno.
Della morte la tetraggine severa preparano
mani ninfee, a rossi seni suggono
labbra avvizzite e in nero ranno
del giovane solare umide ciocche scivolano.

GEORG TRAKL

Wolfgang Amadeus Mozart  –  Concerto per clarinetto e orchestra in La Maggiore KV 622 – II – Adagio

Published in: on agosto 9, 2013 at 07:08  Comments (1)  

Canto serale

ABENDLIED

Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden gehn,
Erscheinen unsere bleichen Gestalten vor uns.

Wenn uns dürstet,
Trinken wir die weißen Wasser des Teichs,
Die Süße unserer traurigen Kindheit.

Erstorbene ruhen wir unterm Hollundergebüsch,
Schaun den grauen Möven zu.

Frühlingsgewölke steigen über die finstere Stadt,
Die der Mönche edlere Zeiten schweigt.

Da ich deine schmalen Hände nahm
Schlugst du leise die runden Augen auf,
Dieses ist lange her.

Doch wenn dunkler Wohllaut die Seele heimsucht,
Erscheinst du Weiße in des Freundes herbstlicher Landschaft.

§

La sera, se andiamo per oscure vie,
smorte ci incontrano le nostre ombre.
Ora chi ha sete
beva le bianche acque dello stagno,
dolci i lamenti della nostra infanzia.

Morti in riposo sotto il folto sambuco
guardiamo grigi gabbiani.

Nubi primaverili coprono la città buia
che tace i tempi di monaci eletti.

Quando io presi la tua mano esile
battesti piano gli occhi rotondi:
ora è perduto.

Ma se una buia armonia penetra l’anima
appari tu bianca ai paesi autunnali del cuore.

GEORG TRAKL