Le poesie

GEDICHTE SIND GEMALTE FENSTERSCHEIBEN

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so siehts auch der Herr Philister.
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.

Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ists auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein,
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergetzt die Augen!

§

Son simili a finestre istoriate
le Poesie: finestre che, guardate
da la piazza a la chiesa, apron sui muri
una fila di buchi nudi e scuri.
E le guarda così la buona gente,
e dice poi che non ci vede niente.
Ma su, una volta alfine, penetrate
per la porta nel tempio, e là guardate!
Ecco, figure e scene, e cielo e mare,
tutto nei vetri luminoso appare.
Creature di Dio, semplici e liete,
gli occhi allegrate e l’anima pascete!

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Published in: on settembre 1, 2019 at 07:45  Lascia un commento  

Il re di Thule

DER KÖNIG IN THULE

Es war ein König in Thule,
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
einen goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert’ ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt’ er seine Städt’ im Reich,
Gönnt’ alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale,
Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut,
Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer,
die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.

§

Fedel sino a l’avello
Egli era in Tule un re:
Mori l’amor suo bello,
E un nappo d’òr gli diè.
Nulla ebbe caro ei tanto,
E sempre quel vuotò:
Ma gli sgorgava il pianto
Ognor ch’ei vi trincò.
Venuto a l’ultim’ore
Contò le sue città:
Diè tutto al successore
Ma il nappo d’or non già.
Ne l’aula de gli alteri
Suoi padri a banchettar
Sedè tra i cavalieri
Nel suo castello al mar.
Bevè de la gioconda
Vita l’estremo ardor
E gittò il nappo a l’onda
Il vecchio bevitor.
Piombar lo vide, lento
Empiersi e sparir giù;
E giù gli cadde spento
L’occhio e non bevve più.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Published in: on gennaio 4, 2018 at 06:51  Comments (2)  

Presenza

GEGENWART

Alles kündet dich an!
Erscheinet die herrliche Sonne,
Folgst du, so hoff ich es, bald.

Trittst du im Garten hervor,
So bist du die Rose der Rosen,
Lilie der Lilien zugleich.

Wenn du im Tanze dich regst,
So regen sich alle Gestirne
Mit dir und um dich umher.

Nacht! und so wär es denn Nacht!
Nun überscheinst du des Mondes
Lieblichen, ladenden Glanz.

Ladend und lieblich bist du,
Und Blumen, Mond und Gestirne
Huldigen, Sonne, nur dir.

Sonne! so sei du auch mir
Die Schöpferin herrlicher Tage;
Leben und Ewigkeit ists.

§

Tutto è annuncio di te!
Appare il sole radioso, e tu dietro a lui, spero.
Esci fuori in giardino e sei rosa fra le rose,
e sei giglio fra i gigli.
Quando nel ballo ti muovi si muovono le stelle,
insieme e intorno a te.
Notte! E così sarebbe notte!
Tu superi lo splendore soave e seducente della luna.
Seducente e soave sei tu, e fiori,
luna e stelle a te s’inchinano, o sole!
Sole, sii anche per me artefice di giorni radiosi!
Questa è vita, è eternità.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Published in: on dicembre 2, 2015 at 07:15  Lascia un commento  

Annette al suo amato

ANNETTE AN IHREN GELIEBTEN

Ich sah, wie Doris bei Damöten stand,
er nahm sie zärtlich bei der Hand.
Mit starrem Blick sahn sie einander an,
Und sahn sich um, ob nicht die Eltern wachen;
Und da sie niemand sahn,
Geschwind – jedoch genug –
sie machtens, wie wirs machen.

§

Ho visto Doride accanto a Damota,
Lui le prese teneramente la mano.
Si guardarono fissi negli occhi, poi
guardarono in giro, che non vegliassero genitori;
e poiché non videro nessuno,
svelti – ma bene –
fecero come facciamo noi.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Published in: on dicembre 5, 2014 at 07:35  Comments (3)  

Da dove siamo nati?

WOHER SID WIR GEBOREN?

Woher sind wir geboren?
Aus Lieb.
Wie wären wir verloren?
Ohn Lieb.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb.
Was läßt nicht lange weinen?
Die Lieb.
Was soll uns stets vereinen?
Die Lieb.

§

Da dove siamo nati?
Dall’amore.
Come saremmo perduti?
Senza amore.
Cosa ci aiuta a superarci?
L’amore.
Si può trovare anche l’amore?
Con amore.
Cosa abbrevia il pianto?
L’amore.
Cosa deve unirci sempre?
L’amore.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Published in: on ottobre 18, 2014 at 07:16  Comments (3)  

Mentre andavo

IM VORÜBERGEHN

Ich ging im Felde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Da stand ein Blümchen
Sogleich so nah,
dass ich im Leben
Nichts lieber sah.

Ich wollt es brechen,
da sagt es schleunig:
Ich habe Wurzeln,
Die sind gar heimlich.

Im tiefen Boden
bin ich gegründet;
Drum sind die Blüten
So schön geründet.

Ich kann nicht liebeln,
Ich kann nicht schranzen;
musst mich nicht brechen,
musst mich verpflanzen.

§

Andavo per i campi
così, per conto mio,
e non cercare niente
era quello che volevo.

E lì c’era un fiorellino,
subito lì, vicino,
che nella vita mai
ne vidi uno più bello.

Volevo coglierlo,
ma il fiore mi disse:
possiedo radici,
e sono ben nascoste.

Giù nel profondo
sono interrato;
per questo i miei fiori
son belli tondi.

Non so amoreggiare,
non so adulare;
non cogliermi devi,
ma trapiantare.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Published in: on aprile 5, 2014 at 07:47  Comments (4)  

Canto degli spiriti sulle acque

GESANG DER GEISTER ÜBER DEN WASSERN

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd
Strömt von der hohen
Steilen Felswand
Der reine Strahl
Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen
Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen
Wallt er verschleiernd
Leiserauschend
Zur Tiefe nieder.
Ragen Klippen
Dem Sturz’ entgegen
Schäumt er unmutig
Stufenweise
Zum Abgrund
Im flachen Bette
Schleicht er das Wiesental hin
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlitz
Alle Gestirne
Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.
Seele des Menschen
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!

§

L’anima dell’uomo
somiglia l’acqua:
viene dal cielo,
risale al cielo

e ancora alla terra
deve tornare,
vicenda eterna.
Diroccia dall’alta
parete rupestre
la pura sorgente
per poi frantumarsi leggiadra
in nubi flottanti
sul levigato masso
che benigno l’accoglie,
fluttua in un velo,
mormora lieve
giù nel profondo.
Contrastano rupi
il flutto precipite,
spumeggia irosa
a grado a grado
verso l’abisso.
Disteso il suo corso
scorre lenta per la valle erbosa,
e nello specchio del lago
tutte le stelle
bagnano il volto.
Vento è dell’onda
tenero amante;
vento sommuove
gorghi spumanti.
Anima dell’uomo
come somigli l’acqua!
Destino umano,
come somigli il vento!
.
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
Published in: on gennaio 27, 2014 at 07:45  Comments (3)  

Io penso a te

ICH DENKE DEIN

Ich denke dein,
wenn mir der Sonne schimmer
Vom Meere strahlt;

Ich denke dein,
wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich,
wenn auf dem fernen Wege

Der Staub sich hebt,
In tiefer Nacht,
wenn auf dem schmalen Stege

Der Wandrer bebt.

Ich höre dich,
wenn dort mit dumpfem Rauschen

Die Welle steigt.

Im stillen Haine geh’ ich oft zu lauschen,

Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir,
du seist auch noch so ferne,

Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt,
bald leuchten mir die Sterne.

O wärst du da!

§

Io penso a te quando dal seno del mare
il sole sorge e i suoi raggi dardeggia;
io penso a te quando al chiarore lunare
l’onda serena biancheggia.

Io penso a te quando sale la polvere
lungo il lontano sentiero,
e nella notte oscura, quando al passeggero
sul ponte il cuore balza di paura.

Quando l’onda s’innalza con sordo bisbiglio
posso ascoltare allora la tua voce;
o nel bosco tranquillo, dove spesso origlio,
e ogni cosa è silente in quella luce.

Io ti sono vicino e tu mi sei vicina,
pur sapendo che sei così remota.
Mentre il sole tramonta e sorgono le stelle.
Oh tu fossi con me, più bella fra le belle!

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Ludwig van Beethoven – Sonata per pianoforte n.2 op.27

Published in: on luglio 16, 2013 at 07:03  Comments (1)  

Mi batteva il cuore; svelto, a cavallo!

ES SCHLUG MEIN HERZ; GESCHWIND ZU PFERDE!

Es schlug mein Herz; geschwind zu Pferde!
Und fort! wild, wie ein Held zur Schlacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht;
Schon stund im Nebelkleid die Eiche
Wie ein getürmter Riese da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.

Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah schläfrig aus dem Duft hervor;
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer;
Doch tausendfacher war mein Mut;
Mein Geist war ein verzehrend Feuer,
Mein ganzes Herz zerfloß in Glut.

Ich sah dich, und die milde Freude
Floß aus dem süßen Blick auf mich.
Ganz war mein Herz an deiner Seite,
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosafarbes Frühlingswetter
Lag auf dem lieblichen Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich, ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht.

Der Abschied, wie bedrängt, wie trübe!
Aus deinen Blicken sprach dein Herz.
In deinen Küssen welche Liebe,
O welche Wonne, welcher Schmerz!
Du gingst, ich stund und sah zur Erden,
Und sah dir nach mit nassem Blick;
Und doch, welch Glück! geliebt zu werden,
Und lieben, Götter, welch ein Glück!

§

Mi batteva il cuore; svelto, a cavallo!
E via! Con l’impeto dell’eroe in battaglia.
La sera cullava già la terra,
e sui monti si posava la notte;
se ne stava vestita di nebbia la quercia,
gigantesca guardiana, là
dove la tenebre dai cespugli
con cento occhi neri guardava.

Da un cumulo di nubi la luna
sbucava assonnata tra le nebbie;
i venti agitavano le ali sommesse,
sibilavano orridi al mio orecchio;
la notte generava migliaia di mostri,
ma io mille volte più coraggio avevo;
il mio spirito era un fuoco ardente,
il mio cuore intero una brace.

Ti vidi, e una mite gioia
passò dal tuo dolce sguardo su di me;
fu tutto per te il mio cuore,
fu tuo ogni mio respiro.
Una rosea primavera
colorava l’adorabile volto,
e tenerezza per me, o numi,
m’attendevo, ma meriti non avevo.

L’addio, invece, mesto e penoso.
Dai tuoi occhi parlava il cuore;
nei tuoi baci quanto amore,
oh che delizia, e che dolore!
Partisti, e io restai, guardando a terra,
guardando te che andavi, con umido sguardo;
eppure, che gioia essere amati,
e amare, o numi, che gioia!

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Prima perdita

ERSTER VERLUST

Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene Tage der ersten Liebe,
Ach, wer bringt nur eine Stunde
Jener holden Zeit zurück!
Einsam nähr ich meine Wunde
Und mit stets erneuter Klage
Traur’ ich ums verlorne Glück.
Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene holde Zeit zurück!

§

Ah, quei bei giorni chi mi renderà,
giorni del primo amore?
Ah, solo un’ora chi mi renderà
di quel tempo beato?
La mia ferita nutro abbandonato,
e sempre rinverdisco il mio dolore
per la perduta mia felicità.
Ah, quei bei giorni chi mi renderà
e quel tempo beato?

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Published in: on marzo 16, 2012 at 07:11  Comments (3)